Original Pirate Material, Literaturwerkstatt Berlin, December 6th 2014
Jérémie Bennequin, À La Recherche Du Temps Perdu


LESUNG & GESPRÄCH

 

Mit Jérémie Bennequin Künstler, Frankreich Simon Morris Künstler, Großbritannien Michalis Pichler Künstler, Berlin Pär Thörn Künstler, Schweden / Berlin Takako Suzuki Tänzerin, Berlin  Einführung Annette Gilbert Literaturwissenschaftlerin, FU Berlin  Moderation Maria ZinfertLiteraturwissenschaftlerin, Berlin

»The New Sentence? The Old Sentence, reframed, is enough.« (Kenneth Goldsmith)

Piraten entern, erobern, nehmen in Besitz. Buchpiraten entern fremde Bücher. Ändern, radieren, ordnen um, deuten neu. Ein provokativer Vorgang, aber in der Kunst ist (fast) alles erlaubt. Wie steht es nun um Autoren, die ihre Texte den Werken anderer Autoren entlehnen – vollständig, wortwörtlich oder nahezu unverändert? Immer mehr Autoren bedienen sich in diesem Sinn am Fundus der Tradition:  Werke der Weltliteratur werden abgeschrieben, gekürzt, alphabetisiert oder einfach kopiert und unter eigenem Namen aufgelegt. Inzwischen hat die Zahl dieser Werke eine kritische Masse überschritten, wie die jüngst erschienene Anthologie »Reprint. Appropriation (&) Literature« (luxbooks, 2014) belegt. 
Dass dahinter mehr als pure Provokation steckt und sich die Lektüre dieser angeeigneten Texte lohnt, stellen an diesem Nachmittag die Herausgeberin der Anthologie Annette Gilbert und vier Künstler unter Beweis. Sie stehen für sehr unterschiedliche Formen der Aneignung. Das Spektrum der Beweggründe, Verfahren und Poetiken ist groß. Jedes Projekt ist anders, jedes erfordert seine eigene Lektüre. 
Simon Morris (Großbritannien) entwirft am Beispiel von vier seiner experimentellen Werke u.a. zu Freud, Kerouac und Perec eine Poetik des Anderslesens: »Eating the Book«. Jérémie Bennequin (Frankreich) präsentiert sein neues Buch »OMAGE à Broodthaers et Mallarmé«. Michalis Pichler (Deutschland) stellt seine Version von Mallarmés »Würfelwurf«, »Statements zur Appropriation«, jüngste Gedichte und andere postnative Manifestationen vor. Und der Soundpoet Pär Thörn (Schweden) bringt gemeinsam mit Takako Suzuki in »Röda rummet (alfabetisk)« das alphabetisch geordnete Wortmaterial Strindbergs effektvoll zu Gehör. 

Mit freundlicher Unterstützung der Freien Universität Berlin und der VolkswagenStiftung. Die Veranstaltung wird gedolmetscht von ECHOO Konferenzdolmetschen.