“Darum wäre es falsch, den Kampfwert solcher Thesen zu unterschätzen. Sie setzen eine Anzahl überkommener Begriffe – wie Schöpfertum und Genialität, Ewigkeitswert und Geheimnis – beiseite” Walter Benjamin #Vorwort
I. Wenn in der Photografie virtuell der Tonfilm verborgen war, so in der Datei das Internet. #DigitaleReproduzierbarkeit
II. Die Limitierung einer Idee ist der Inbegriff alles von Ursprung her an ihr Tradierbaren, von ihrer materiellen Dauer bis zu ihrer geschichtlichen Zeugenschaft. #Limitierung
III. Die Entschälung der Idee aus ihrer Hülle, die Zertrümmerung der Ware, ist die Signatur einer Wahrnehmung, deren »Sinn für das Gleichartige in der Welt« so gewachsen ist, daß sie es mittels der Reproduktion auch dem Physischen abgewinnt. #ZertrümmerungderWare
IV. Von der Datei z. B. sind unbegrenzte Kopien möglich; die Frage nach der limitierten Kopie hat keinen Sinn. In dem Augenblick aber, da der Maßstab der Limitierung an der Kunstproduktion versagt, hat sich auch die gesamte soziale Funktion der Kunst umgewälzt. #MarktundPolitik
V. Die Rezeption von Kunstwerken erfolgt mit verschiedenen Akzenten, unter denen sich zwei polare herausheben. Der eine dieser Akzente liegt auf dem Tauschwert, der andere auf dem Gebrauchswert des Kunstwerkes. #TauschwertundGebrauchswert
VI. In der Datei beginnt der Gebrauchswert den Tauschwert auf der ganzen Linie zurückzudrängen. Dieser weicht aber nicht widerstandslos. #DieDatei
VII. Hatte man vordem vielen vergeblichen Scharfsinn an die Entscheidung der Frage gewandt, ob die Datei eine Kunst sei – ohne die Vorfrage sich gestellt zu haben: ob nicht durch die Erfindung der Datei der Gesamtcharakter der Kunst sich verändert habe. #DateiundInternetalsKunst
VIII. Definitiv wird die Kunstleistung des Offline-Nutzers dem Publikum durch diesen selbst in eigener Person präsentiert; dagegen wird die Kunstleistung des Online-Nutzers dem Publikum durch eine Benutzeroberfläche präsentiert. #InternetundTestleistung
IX. Im Internet kommt es viel weniger darauf an, daß der Nutzer dem Publikum einen anderen, als daß er der Benutzeroberfläche sich selbst darstellt. #DerOnlinerUser
X. Jeder heutige Mensch kann einen Anspruch vorbringen, online zu sein. #Anspruchonlinezusein
XI. Der Alte Autor beobachtet in seiner Arbeit eine natürliche Distanz zum Gegebenen, der Neue Autor dagegen dringt tief ins Gewebe der Gegebenheit ein. #AlterAutorundNeuerAutor
XII. Nirgends mehr als online erweisen sich die Reaktionen der Einzelnen, deren Summe die massive Reaktion des Publikums ausmacht, von vornherein durch ihre unmittelbar bevorstehende Massierung bedingt. #RezeptionvonGemälden
XIII. Es wird eine der revolutionären Funktionen des Internets sein, die künstlerische und die wissenschaftliche Verwertung der Datei, die vordem meist auseinander fielen, als identisch erkennbar zu machen. #Micky-Maus
XIV. Die Konzeptualismen versuchten, die Effekte, die das Publikum heute im Internet sucht, mit den Mitteln der Malerei (bzw. der Literatur) zu erzeugen. #Konzeptualismen
XV. Die Rezeption in der Zerstreuung, die sich mit wachsendem Nachdruck auf allen Gebieten der Kunst bemerkbar macht und das Symptom von tiefgreifenden Veränderungen der Apperzeption ist, hat am Internet ihr eigentliches Übungsinstrument. #TaktileundMentaleRezeption
Dieses Manifest hat den Vorzug der Kürze. #ÄsthetikdesKrieges